Montag, 19. September 2016

- Umbruchstimmung -

- warum ich so sein darf, wie ich bin -

23:50 Uhr.
Sagt mein Laptop.
Mir fällt gerade auf, ich habe schon lange keinen Wecker mehr.
Einmal hatte ich einen, bis die Batterie leer war.
Dann hatte ich einen anderen, der aus magischer Hand aufhörte, zu funktionieren.
Als wollte das Universum, dass Zeit in meinem Schlafzimmer vergessen werden soll.
Die Blätter der Bäume ringsherum kann ich im Wind rauschen hören.
Es ist ein beruhigendes Rauschen, das mich hoffentlich bald in den Schlaf wiegt.
Manchmal denke ich, dass ich das Leben zu poetisch nehme.
Alles wird zu einer Metapher. Alles hat einen höheren Sinn. Alles ist wunderschön, tragisch oder magisch. Meine Eltern meinen ab und zu, dass ich mich in meiner Traumwelt verliere.
Aber vielleicht ist das ja unterbewusst meine Absicht.

Nun ist also... jetzt, also vor ein paar Wochen, hat mein neues Schuljahr begonnen, zweites Mal elfte Klasse.
Erstes Mal war nix'.
Momentanes Gefühl: Umbruchstimmung.
Ich habe sanft und zielstrebig an mir gearbeitet, und das soll sich jetzt bezahlt machen.
Diesmal will ich  nicht voll Angst und Scham auf den Tag warten, andem die mündlichen Noten vorgelesen werden, um dann an dem Tag krank zu werden.
Bis jetzt klappt das auch stetig gut.
Ich nenne das mal ganz international "Adulting 101":
Vom melancholischen Teenager zum... nicht so melancholischen Teenager.
Nein, aber mal im Ernst, man sollte das Älter werden und so nicht überbewerten.
Aber auch nicht unterbewerten. Balance, so hat sich herausgestellt, ist schwierig zu erreichen, und noch etwas schwieriger, zu halten.
Oft weiß auch nicht, was ich von allem halten soll.
Am liebsten würde ich mich in mein Häuschen verkriechen, meine Liedchen summen und den Regen malen.
Aber wie soll man ohne eine Meinung überleben.
Was nicht standhaft ist, geht unter.
Erwachsenwerden fordert.
Und etwas zu schaffen, so richtig anzupacken mit Ehrgeiz und Motivation und dann auch dabei bleiben, das fordert.
Ich also komplett Google nach inspirierenden Sprüchen abgegrast und sie allesamt in mein Hausaufgabenheft kopiert, meine Mappen neu angelegt (so richtig mit Glossar) (ich hefte jetzt auch tatsächlich Blätter ein) (jahaaa da könnt ihr mal sehen!).
Schule kann mich nicht mehr kicken. Ich kicke jetzt zurück!
Die Lehrer sollen meinen Namen nicht nur kennen.
Sie sollen ihn fürchten.
Sie sollen ihn im Schlaf winseln!
Mwuhaha!
 
Ich denke in letzter Zeit oft darüber nach, warum ich einen so starken Druck verspüre, mich zu perfektionieren. Äußerlich mehr als innerlich.
Gekommen bin ich auf die These, dass Instagram mein Gehirn wäscht. So kommerzielle-Manipulation-mäßig.
Es geht mir nämlich ordentlich auf den Sack, dass ich beim in den Spiegel schauen so viel zu meckern habe. Da ist so eine Falte unter'm Arsch. Und Schwabbel an den Oberschenkeln. Und meine Arme sind so breit wie mein Bein, wenn ich sie anwinkel #übertreib
aber im Ernst, ist das nicht traurig, wie sehr einen bestimmte Medien beeinflussen?
Ich habe nie an mir gezweifelt, so als verspieltes, kreatives, unschuldiges Dorfkind.
Und an meinem Kopf zweifle ich mittlerweile auch nicht mehr.
Jetzt ist mein Körper dran.
Devise: Selbstliebe!
Heutzutage sind allerdings Dämonen in den Augen unter uns Teenagern anscheinend schöner als Selbstbewusstsein.
Wisst ihr was, schwarz-weiß-Instagram-Accounts? IST MIR EGAL!
Ihr könnt ja euer Glück finden, wann ihr wollt.
Ich lass mich durch euere Misere nicht länger beeinflussen.

Eine weitere Erkenntnis, die sich mir ergeben hat:
Schule hat einen großen Entertainment-Faktor, abgesehen vom Unterricht!
Also die Menschen, die amüsieren mich alle so unbeschreiblich sehr.
In meinem Kopf entpuppen sich die Charaktere Stunde für Stunde. Ich würde euch zu gerne mit Beispielen beglücken, allerdings ist das Risiko, dass gewisse Menschen meinen Blog doch noch einmal zu Gesicht bekommen, nicht gerade gering.
Es ist ja auch nichts negatives, ganz und gar nicht; ich finde es nur wahnsinnig interssant, Menschen zu studieren. Ihr Verhalten - wo gucken sie hin? Wie lange lächeln sie und was sagt mir das? Haben sie Klavierhände? Oder warum tragen sie nur Hemden?

Während dieser Part meines Gehirnes sich in eine wachsende Personenkartei verwandelt, bildet sich die andere zum laufenden Terminplaner mit eingebauten Ablaufdaten.
Stress kann mir leicht die Blutbahn verklumpen, mir die Kreativitätsquelle verklumpen.
Er ist ein Monster und ich muss mit ihm wohnen, in einem Körper, in meinem Körper.
Da mach' ich's mir am besten schön gemütlich. Hol' paar Kerzen raus, mach' bisschen Musik an, damit der Stress und ich gut miteinander aus kommen.
Im Moment balanciere ich auf einem Bein Schule, Hausaufgaben, Sport, Fahrschule, Kochen, Körperpflege, Eltern, Freund, Wohnung und bekomme immernoch jeden Tag mindestens siebeneinhalb Stunden Schlaf.
Mein sechzehn Jahre altes Ich hätte mich mit offenem Mund angestarrt und geglaubt, ich sei nicht von dieser Welt. Das Unmögliche ist tatsächlich möglich, wenn man es an einigen Tagen unmöglich lässt.
Heißt: es ist okay, mal nicht auf dem richtigen Dampfer zu sein.
Einfach Boot nehmen, weg tuckeln, und die Fahrt zum richtigen Dampfer so richtig genießen.
Den hohen Wert des Es Sich Gut Gehen Lassens unterschätzen viele Menschen, so habe ich das Gefühl.
An manchen Tagen lache ich eben selten. Kann auch mal passieren. Tränen sind okay.
Missmut ist okay.
Zweifel sind okay.
Solange man weiterkriecht, weiterstampft, weiterklettert.
Ich wünschte, ich könnte das jedem einzelnen Schüler nahelegen.
Man hört nämlich schon jetzt von über drei Ecken, ja, die oder derjenige kann dem Stress nicht standhalten. Man klagt über Kopfschmerzen und Schlaflosigkeit, aber es gibt niemanden, der hilft, der den Weg weist.
Und genau da fehlt unserem Schulsystem etwas. Ein Koordinator für jede Jahresstufe, der coacht,oder Klassenlehrer, der sich die Sorgen der Schüler anhört, und ich meine wirklich anhört, sie ernst nimmt.
So sind wir uns allein überlassen. Und müssen eben erwachsen werden.
Wir müssen alle wachsen.

 Ich düse jetzt in die Küche und koche mir irgendein Grünzeug.
Also damit, ein recht biologisch angebautes Adios!

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